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April 2023 - Nathan Harris, Mairi Harris Grewar und Ilya Lapich

BEGEGNUNG MIT NATHAN HARRIS, MAIRI HARRIS GREWAR UND ILYA LAPICH
BEGEGNUNG MIT NATHAN HARRIS, MAIRI HARRIS GREWAR UND ILYA LAPICH
BEGEGNUNG MIT NATHAN HARRIS, MAIRI HARRIS GREWAR UND ILYA LAPICH AM MITTWOCH, 5. APRIL 2023, 20.00 UHR IN DER ALTEN SCHILDKRÖTFABRIK

Unsere April-„Begegnung" fand in der bezaubernden, wenn auch ungewöhnlich aufgebauten Interimsspielstätte der Oper, der „Alten Schildkrötfabrik“ in Neckarau statt. Die einstige Fabrikationshalle der traditionsreichen ehemaligen „Rheinischen Gummi und Celluloid-Fabrik“, wo früher auch die berühmten und heute bei Sammlern sehr begehrten „Schildkröt-Puppen“ hergestellt wurden, konnte mit viel Liebe zur historischen Bausubstanz von einem, inzwischen verstorbenen Kunstsammler, restauriert und wundervoll hergerichtet werden. Hier fand nun die Oper des NTM eines ihrer neuen temporären Domizile. Bei unserer „Begegnung“ trafen wir hier Mairi Harris Grewar, die Assistentin des Chordirektors, Nathan Harris, Solorepetitor und den Bariton Ilya Lapich. Durch den Abend führte Opernintendant Albrecht Puhlmann, der den drei Gästen sehr interessante Gespräche und allerhand „Geheimnisse“ entlocken konnte.

Mairi Harris Grewar und Nathan Harris sind intensiv in die vorbereitenden Aktivitäten der Opernproduktionen involviert und boten mit Geschichten aus ihrem Leben und ihren Aufgabengebieten besondere Einblicke in die Arbeit mit den Sängerinnen und Sängern des NTM. Beide haben sich auf dem Weg zu ihrer MusikerInnen-Karriere an der Guildhall School of Music and Drama in London kennen- und lieben gelernt. Eigentlich wollten sie nach ihrer Ausbildung in Großbritannien freiberuflich arbeiten, aber in der Coronazeit erwies sich das als schwierig. Die Suche nach Engagements wurde also breiter gestreut und Nathan Harris fand eine Anstellung als Solorepetitor am Landestheater Coburg. Kurze Zeit später wurde am gleichen Haus ein/e SolorepetitorIn fürs Ballett gesucht und Mairi Harris Grewar konnte sich darauf erfolgreich bewerben.
2022 kamen beide dann ans Nationaltheater Mannheim, auch wieder zeitlich versetzt und dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge. Zunächst wurde Mairi Harris Grewar als Assistentin des Chordirektors, Dani Juris, eingestellt und war dann auch gleich beim erfolgreichen Gastspiel des NTM in Daegu, Südkorea, dabei. Seit November 2022 ist Nathan Harris als Solorepetitor am NTM und hier konnte er auch gleich bei Schuberts „Die Winterreise“ sein Talent als Liedbegleiter von Tenor Christopher Diffey zeigen. Dass in Mannheim auch zwei Stellen frei wurden und das Paar somit weiterhin zusammen arbeiten kann, ist für sie ein großer und ganz besonderer Glücksfall. Jetzt freuen sie sich darauf, am NTM ihr Repertoire stetig erweitern zu können, und natürlich auch auf eine spannende Zeit in der Sanierungsphase eines so großen Hauses und die daraus resultierenden Herausforderungen.
Das Mannheimer Publikum kennt den Bariton Ilya Lapich ja bereits seit seiner Zeit im Opernstudio am NTM. Was für die meisten BesucherInnen der „Begegnung“ aber neu war ist, dass sein Weg zum Sänger über einige Umwege führte. Ilya Lapich wurde in Rostow am Don (Russland) geboren, verbrachte aber seine Kindheit und Jugend mit seiner Familie in Bolivien. Diese Jahre waren sicherlich prägend, denn hier lernte er nicht nur die spanische Sprache und eine südamerikanische Lebensart kennen, sondern hier entstand auch sein Interesse für die Bühne. Zwar spielte die Musik bereits eine Rolle: sein Bruder und er lernten an einer Musikschule gleich mehrere Instrumente, aber seine eigentliche Begeisterung galt dem Schauspiel. Diesen Weg verfolgte er zunächst auch nach der Rückkehr nach Russland, wo er ein Schauspielstudium begann und erste Engagements erhielt. Parallel erfolgte aber auch seine Gesangausbildung, die er nach seinem Umzug nach Moskau an der Russischen Akademie für Theaterkunst weiter verstärkte. Nach seinem Abschluss sang er einige Rollen in Russland, fand dann aber in der Spielzeit 2016/17 den Weg nach Mannheim, wo er seitdem sein Können als ausdrucksstarker und vielseitiger Sänger zeigt.
Humorvoll schilderte Lapich seine weite Reise vom Schauspielschüler, über die Gesangsausbildung zum gefragten Sänger und hatte stets ein paar Anekdoten auf Lager. An diesem Abend präsentierte er zum Beispiel die eigenwillige Arie „Quella è una strada“ aus „Le maschere“ von Pietro Mascagni. Hierzu erzählte er, dass er damit einst bei einem Vorsingen für erstaunte Gesichter sorgte, da niemand die Arie des stotternden Dieners Tartaglia kannte und man sich zunächst über den stotternden Opernsänger wunderte. Die Gäste an diesem Abend konnten sich dann auch sogleich von der Einzigartigkeit dieser Arie überzeugen.

Natürlich wurde den rund 60 BesucherInnen bei einer solch hochkarätigen musikalischen Besetzung auf dem Podium, auch weitere herausragende künstlerische Beiträge geboten. Neben der vierhändig gespielten Ouvertüre aus „Candide“ von Leonard Bernstein, spielten Mairi Harris Grewar und Nathan Harris den „Marche écossaise“ (Schottischer Marsch), ebenfalls für Klavier zu vier Händen. Ilya Lapich brillierte, selbstverständlich begleitet vom Ehepaar Harris Grewar, außerdem mit der Arie des Hamlet „Ô vin, dissipe la tristesse“ aus „Hamlet“ von Ambroise Thomas und der Arie des Fritz „Mein Sehnen, mein Wähnen“ aus „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold.

Begeisterter Beifall für diesen informativen und vielseitigen Abend in einer eindrucksvollen Umgebung.

Fotos und Bericht: Thomas Henne

Die Begegnung in Bildern