BEGEGNUNG MIT LARISSA VOULGARELIS UND SHIRIN ALI AM MITTWOCH, 8. NOVEMBER 2023, 20 UHR IM STUDIO WERKHAUS   

Bei der „Begegnung“ im Studio Werkhaus trafen wir Larissa Voulgarelis und Shirin Ali, zwei junge Schauspielerinnen, die zurzeit im Rahmen ihrer Ausbildung eine Praxisphase am Nationaltheater absolvieren. Christian Holtzhauer stellte die beiden den rund 50 Gästen vor und entlockte ihnen im Gespräch zahlreiche Details aus ihrem Leben. 

Beide studieren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und wurden bei einem Fassbender-Abend, bei dem die Schauspielintendanten von vier großen Theaterhäusern zugegen waren, ausgewählt und eingeladen für ihre Praktikumszeit nach Mannheim zu kommen. Insgesamt wurden acht Schauspieler*innen an vier Theater verteilt. Larissa Voulgarelis und Shirin Ali, aber auch Christian Holtzhauer freuen sich gleichermaßen über die gelungene Auswahl und ihre Zeit in Mannheim, die bis Mitte März andauern wird.

In dieser Zeit sind die beiden „Auszubildenden der Schauspielkunst“ feste Ensemblemitglieder und werden dabei in alle Bereiche des Schauspiels am NTM blicken können und einen reichen Erfahrungsschatz mit in ihre weitere Laufbahn als Bühnenschaffende mitnehmen.
Larissa Voulgarelis ist Halbgriechin und wurde 1999 in Schleswig-Holstein geboren und ist in Kiel aufgewachsen. Schon in ihrer Schulzeit kam sie in der Schultheatergruppe mit ihrem späteren Berufswunsch in Berührung. Dann folgten Engagements als Regieassistentin am Schauspielhaus Kiel und so reifte in ihr der Wunsch, einmal als Schauspielerin auf der Bühne zu stehen. Sie sammelte auch als Souffleuse Erfahrung und startete dann ihre Ausbildung in Frankfurt.
Shirin Ali ist in Miami geboren und in Hamburg aufgewachsen. Im Alter von 13 Jahren zog sie nach Wolfenbüttel und besuchte hier auch die Theater-AG ihrer Schule. Als sie bei einem Freiwilligenprojekt am Theater aufgefordert wurde, einmal vorzusprechen, wurde sie sozusagen „zufällig“ entdeckt und in ihr die Sehnsucht nach der Bühne geweckt. Sie schilderte ihre nun folgenden zwei Jahre, in denen sie „Vorsprechen“ war, als „brutale Zeit“. Die Feedbacks waren entweder nicht vorhanden, oder niederschmetternd heftig. Aber dann wurde sie in Frankfurt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst angenommen worüber sie sehr glücklich ist.  

Larissa Voulgarelis schilderte ihre erste Zeit am NTM als besonders aufregend. „Man hat irgendwie auch Angst vor allem, was da auf einem hereinbricht und man lernt erst nach etwa zwei Wochen, wie das Leben hier läuft und wie sich das Ensemble-Gefühl entwickelt“. Nun ist sie im dritten Ausbildungsjahr und freut sich, die Theaterpraxis hautnah kennenzulernen. Inzwischen hatte sie bereits ihre erste Premiere in „Die Zukünftige“ und arbeitet derzeit am Liederabend „Als wäre es gestern gewesen“ im Studio Werkhaus. 

Shirin Ali war begeistert als sie erfuhr, dass sie als Teil des Ensembles bei „Nathan“ eingeplant ist. Seit ihrer Jugend hat sie einen besonderen Bezug zu diesem Stück, liest es immer mal wieder und hatte darüber auch bereits eine Seminararbeit geschrieben. Sie verrät, dass sie den Regieansatz des neuen Mannheimer „Nathan“ hoch spannend findet, da es dabei „um Menschen wie mich“ geht, und sie ist schon auf die Reaktionen des Publikums gespannt. Jetzt freut sie sich auf die Probenzeit und „alles was dann kommt!“

Zwischen den Gesprächsrunden gab es musikalische Beiträge von beiden. Larissa Voulgarelis sang „Lili of the Valley“ von Queen in einer a capella-Fassung und demonstrierte dabei ihre Vielseitigkeit auch im musikalischen Fach. Sie berichtet, dass sie auch gerne Schlagzeug spielt, was sie aber aufgrund der räumlichen Situation nicht mehr oft tun kann. 
Shirin Ali ist ebenfalls eine talentierte Sängerin und Musikerin. Dies bewies sie mit „Ein Teil“ von Cro, bei dem sie sich selbst am Klavier begleitete. Großer Applaus für beide vom begeisterten Publikum.
Wie denn ihrer beider Blick auf das Theater sei, wollte Christian Holtzhauer von den beiden Schauspielerinnen wissen.
Larissa Voulgarelis sieht in ihrer Arbeit am Theater eine große Chance, sich intellektuell und emotional von allem Alten zu lösen und weiter zu denken. Sie beobachtet mit großer Freude, dass Theater heute jünger und weiblicher sei als früher.
Für Shirin Ali beinhaltet die praktische Theaterarbeit die Entwicklung von Potenzialen, die sie für ihr Leben freilegen und nutzen kann.
Beide neuen Mitglieder im Schauspielensemble des NTM zeigten sich von ihrer ganz privaten Seite und gaben viel von ihrem Innersten preis, was diesen „Begegnungs“-Abend wieder einmal zu etwas ganz Besonderen und Intimen machte.

Text und Fotos: Thomas Henne