April 2021/2 - Alexander Wischniewski
"BEGEGNUNG ONLINE" MIT ALEXANDER WISCHNIEWSKI AM 20.04.2021
Das digitale Format „Begegnung online“ der Freunde und Förderer hat sich inzwischen beim kulturbegeiserten Publikum herumgesprochen und erreicht regelmäßig rund 75 Gäste in den heimischen Wohn- und Arbeitszimmern.
So war es auch bei der sechsten Ausgabe am vergangenen Dienstagabend, wo zahlreiche Stammgäste aber auch Neu-Interessierte erleben konnten, wie der Schatzmeister der Freunde und Förderer, Matthias Bretschneider auf einen bestens gelaunten und vor Elan sprühenden Alexander Wischniewski traf, den die TheatergängerInnen als NTM-Kassenleiter kennen und schätzen. Diese Begegnung wurde von Peter W. Ragge, dem Chefreporter des MM am 22.04.2021 im Lokalteil unter dem Titel „Chemielaborant, Theologe und schließlich Kassenchef des NTM: Das bewegte Leben von Alexander Wischniewski“ wie folgt treffsicher wiedergeggeben:
„Er ist „ein Mann, den viele kennen und alle brauchen“: Alexander Wischniewski. So hat nun Achim Weizel, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Nationaltheaters, den Leiter der Theaterkasse charakterisiert. Als Gast der Reihe „Begegnung mit . . .“ sorgte er nun für einen der abwechslungsreichsten und spannendesten Abende dieses beliebten Veranstaltungsformats des Vereins.Schließlich hat Wischniewski einen „ganz irren Lebensweg“, wie Matthias Bretschneider meinte. Der Schatzmeister des Vereins moderierte den Abend, der schon zum sechsten Mal online statt im Theaterfoyer lief – und dennoch mehr als 60 Teilnehmer anzog. Sie erfuhren, dass der 50-jährige Kassenleiter „ein total interessanter Mensch“ ist, so Bretschneider. Weil er in der Schule schlecht in Mathematik war, wollte er beruflich nie mit Geld zu tun haben. „Aber man muss da Dienst tun, wo der liebe Gott einen hinstellt“, sagte Wischniewski – und zeigte mit dem Satz schon, dass er mehr als nur Kassenchef ist.
Das Ohr am Publikum
Zunächst lernte er Chemielaborant, holte dann auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach, studierte schließlich Theologie und Kunstgeschichte – verließ aber das Priesterseminar, für das er sich zunächst entschieden hatte. Ein Praktikum in Religionspädagogik brachte ihm zum Kinder- und Jugendtheater „Schnawwl“, wo er dann an der Theaterkasse arbeitete, von dort ins Haupthaus am Goetheplatz wechselte und dann Chef wurde. Er und sein 15-köpfiges Team verkaufen über 200 000 Tickets pro Spielzeit – zwischen sechs und über 100 Euro pro Stück. Das Publikum sei „jung und alt, arm und reich – wenn das Licht ausgeht, sind alle gleich“, so Wischniewski. Er findet, das Mannheimer Theater habe ein „kritisches, liebevolles, tolles Publikum“, das mehr als anderswo sehr am Haus hänge. Dabei sei das Kassenpersonal wichtiges Bindeglied zwischen Zuschauer und Theater, gebe Rückmeldungen zu Inszenierungen, Preisgestaltung, Anfangszeiten. „Wir werden auch gehört bei der Intendanz, weil wir das Ohr am Publikum haben“, betonte er.
Dabei sitzen Wischniewski und seine Mitarbeiter nicht nur an der Kasse, sie machen auch den telefonischen und postalischen Ticketverkauf, beraten zur Platzwahl und bearbeiten Beschwerden. „Einfach ein bisschen Seelsorge machen“, nennt Wischniewski das.Schließlich ist er Theologe und ehrenamtlicher Priester der Alt-Katholischen Kirche in Mannheim: „Ich begleite gerne Menschen in Grenzsituationen“, sagt er. Das allerdings mache ihm manchmal „ernste Gespräche“ mit Mitarbeitern schwer: „Ich versuche immer, den Menschen im Blick zu haben.“
Seine private „große Leidenschaft“, wie er bekennt, ist neben der Mannheimer Schlossgeschichte der Komponist Richard Wagner, seit er mit zwölf Jahren erstmals eine „Tristan“-Aufführung gesehen hat. Allerdings unterscheide er, so der als Schriftführer im Vorstand des Richard-Wagner-Verbandes stark engagierte Wischniewski, inzwischen zwischen der Person Wagner und seiner Musik.“
(Quelle: MM vom 22.04.2021, Autor: Peter W. Ragge)
Screenshots: Petra Eder