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Anastasiia Kosodii, 2022/2023

Anastasiia Kosodii © Christian Kleiner
Anastasiia Kosodii © Christian Kleiner
Anastasiia Kosodii wird in der Spielzeit 2022/23 die neue Hausautorin am Nationaltheater Mannheim

Die ukrainische Dramatikerin und Regisseurin Anastasiia Kosodii wird in der kommenden Saison Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Sie folgt damit in der Intendanz von Christian Holtzhauer auf die Autor*innen Enis Maci, Sivan Ben Yishai, Necati Öziri und Pat To Yan. Kosodiis Stücke werden nicht nur in der Ukraine sondern bereits in ganz Europa gelesen und aufgeführt. Vor der russischen Invasion am 24. Februar 2022 arbeitete Anastasiia Kosodii oft als Dramatikerin und Kulturmanagerin mit NGOs in der Ostukraine in den Städten der Frontlinie des Krieges zwischen der Ukraine und Russland.

Ihre Karriere begann Anastasiia Kosodii als Mitbegründerin des Theaters Zaporizka nova drama in ihrer ukrainischen Heimatstadt Saporischschja, wo mit „Ministry of Education and Science of Ukraine“ und „The Greatest Pain on Earth“ einige ihrer Stücke aufgeführt wurden. Von 2014 bis 2016 waren zudem “Get me a City Council Building”, “Bring me from Lviv what we don’t have in Zaporizhzhia” und “Who Stole your Horses” für die Festivals “Week of Modern Plays” in Kyiv und “Lubimovka Young Russian Playwrights Festival” in Moskau nominiert. 2017 arbeitete sie zudem als Kreativdirektorin am Projekt „Theatrical Laboratory: Behind the Borders of Fear“ mit, das vor allem in kleinen ukrainischen Städten an der Grenze zu den damaligen Besatzungsgebieten einen Ort für Theater schaffte. 2019 wurde sie leitende Dramatikerin des PostPlay Theaters in Kyiv. Im gleichen Jahr wurde ihr Stück „Timetraveller's guide to Donbas“ am Lesi Ukrainki Theater in Lviv aufgeführt, in dem sich zwei Zeitreisende aus dem Jahr 2036 auf den Weg ins Jahr 2013 machen, um nach dem Ursprung des Krieges im Donbass zu suchen. Das Stück entstand für das Projekt „Krieg im Frieden“ des Internationalen Dramatiker*innenlabors in Berlin. 2019 war sie zudem als Autorin an dem Projekt „City To Go“, das in drei Städten der Regionen Donezk und Lugansk (Bakhmut, Popasna, Mykolaivka) mit Kindern in lokalen Schulen aufgeführt wurde. Im Jahr 2020 schrieb sie das Stück „Was ist jüdische Musik“ über ukrainischen Antisemitismus, das auf dokumentarischen Interviews über den Holocaust basiert und das sie zusammen mit dem Komponisten Yuriy Gurzhy, dem Künstler Nikolai Karabinovich und der Schauspielerin Alina Kostiukova selbst uraufführte. 2021 arbeitete Anastasiia Kosodii zusammen mit Natalia Vorozhbyt als Dramatikerin an „Crimea 5am“, einem internationalen Projekt, das politischen Gefangenen gewidmet ist. Es soll die Aufmerksamkeit der ukrainischen und internationalen Gesellschaft auf die Menschenrechtsverletzungen auf der besetzten Halbinsel Krim lenken.

Christian Holtzhauer, Schauspielintendant am Nationaltheater Mannheim: „Anastasiia Kosodii gehört zu einer jungen, explizit politischen und ungemein vitalen Generation ukrainischer Theatermacher*innen. In ihren Stücken, die fiktionales Erzählen mit dokumentarischen Theaterformen verbinden, analysiert sie mal humorvoll, mal bitterernst und immer faktenbasiert die Konflikte, die ihr Heimatland seit vielen Jahren prägen. Als Mitbegründerin des Theatre of Playwrights in Kyiv arbeitet Anastasiia Kosodii an einem unbedingter Zeitgenossenschaft verpflichteten Theater, das den Text ins Zentrum stellt und politisch Stellung bezieht, indem es aktuelle Themen in einer Sprache von heute behandelt. Sie wird ihre Arbeit als Dramatikerin und Theatermacherin von Deutschland aus fortsetzen und wir freuen uns, sie als starke ukrainische Stimme dabei unterstützen zu können.“

Am 11. Mai 2022 findet im Schauspielhaus eine erste Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der neuen Hausautorin statt. „Vom Krieg“ ist eine bilinguale Lesung von aktuellen Texten der Dramatiker*innen des Kyiver Theatre of Playwrights. Sie handeln vom Leben während der Invasion durch Russland und zeugen von einem Krieg mit weitreichenden globalen Auswirkungen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.