Schauspiel - Juli-September 2024
Liebe Theaterfreund*innen,
mit dem Monat Juli endet unsere diesjährige Spielzeit am Nationaltheater Mannheim. Wir möchten uns herzlich bei Ihnen für Ihre Unterstützung, Ihr Interesse und Ihre Begeisterung bedanken. Es war uns eine Freude, Ihnen ein vielfältiges Programm präsentieren zu dürfen und wir hoffen, dass Sie genauso viel Freude und Inspiration daraus ziehen konnten wie wir.
So möchten wir Ihnen auch im Juli noch einige Highlights ans Herz legen: Zum Abschied warten noch zwei Premieren sowie einige Sonderveranstaltungen auf Sie. Auch der Hausautor*innenwechsel steht bevor und bietet einen weiteren Anreiz uns im Schauspiel zu besuchen.
Wir freuen uns bereits jetzt darauf, Sie in der nächsten Spielzeit wieder bei uns im Theater begrüßen zu dürfen. Denn auch im September halten wir schon einen fröhlichen Auftakt für Sie bereit. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine schöne Sommerpause und freuen uns darauf, Sie bald wieder in unseren Reihen zu sehen.
PREMIEREN
Fr, 11.07.2024, 20:00 Uhr, Altes Kino Franklin
Unauthorized und Unverschämt
Wie Schwarze Kinder der Nachkriegszeit ihr Leben und eine Bewegung formten.
Eine Produktion von Simone Dede Ayivi & Kompliz*innen in Koproduktion mit Sophiensæle und dem Stadtensemble des Nationaltheaters Mannheim.
Die begehbare Installation »Unauthorized und Unverschämt« betrachtet deutsche Geschichte aus Schwarzer Perspektive: Wir werfen einen Blick in die Nachkriegszeit und gehen dann gemeinsam vorwärts zu den Anfängen der jüngeren Schwarzen Bewegung. Dazu beleuchten wir die Biographien derjenigen, die als Kinder von Schwarzen US-Soldaten und weißen deutschen Müttern in den Nachkriegsjahren geboren wurden.
Wir haben eine Generation befragt und dabei wundervolle Menschen getroffen, die über ihr Aufwachsen, ihre Kämpfe und über afrodeutsche Lebensrealitäten sprechen. Ihre Geschichten sind begleitet und geprägt von Ausgrenzung und vom behördlichen Rassismus der Bundesrepublik. Sie sind aber auch und vor allem: Geschichten des Widerstands und des Community-Buildings.
Simone Dede Ayivi & Kompliz*innen gehen für Unauthorized und Unverschämt in die Archive und beleuchten den Rassismus und Sexismus der BRD - der auch dafür verantwortlich ist, dass Familien getrennt und Kinder ihren Müttern weggenommen, in die USA adoptiert oder in Heimen untergebracht wurden. Sie forschen in Mannheim, Frankfurt und Berlin zum gesellschaftlichen Umgang mit den sogenannten »Besatzungskindern« und suchen nach Spuren, die in Behördenakten hinterlassen wurden. Denn um aktuelle Debatten über Identität und Rassismus innerhalb und außerhalb Schwarzer Communities in Deutschland verstehen zu können, müssen wir auch diesen Teil unserer Geschichte kennen.
R Simone Dede | B Mirjam Pleines | V Jones Seitz | Leitung Stadtensemble Beata Anna Schmutz | R&O Nazli Saremi
Di, 16.7.2024, Studio Werkhaus
Orlando
frei nach dem Roman von Virginia Woolf
Welchen Unterschied macht es, mit welcher Geschlechtsidentität wir durch die Welt gehen – und zu welcher Zeit? In Virginia Woolfs faszinierender Geschichte lebt Lord Orlando über mehrere Jahrhunderte hinweg als Mann – bis er eines Tages in einen tiefen Schlaf fällt und sieben Tage später als Frau wieder aufwacht. Und obwohl Lady Orlando immer noch dieselbe Person ist, hat sich gefühlsmäßig alles verändert …
Mit viel Vorstellungskraft und Humor schrieb die britische Schriftstellerin Virginia Woolf vor knapp hundert Jahren die phantastische Biografie ihrer berühmtesten Figur, die auf einer Reise durch die Jahrhunderte – von der Elisabethanischen Ära bis in die Gegenwart – neue Identitäten annimmt und die Welt immer wieder aufs Neue erlebt.
»Orlando« wurde einmal als der »längste Liebesbrief der Welt« an Woolfs Liebhaberin, enge Freundin und ebenfalls Autorin Vita Sackville-West bezeichnet. Die junge Regisseur*in Milica Čortanovački bringt Woolfs Roman als eine große Hommage an beide Schriftstellerinnen und ihre komplexe Beziehung auf die Bühne, die ihrer Zeit – und auch unserer – weit voraus waren.
R Milica Čortanovački | B&K Keiko Nakama | M Sherwin Douki | D Dominika Široká|
Mit David Smith, Antoinette Ullrich
Fr,27.09.2024, Altes Kino Franklin
Die Nacht von Lissabon´
Eine unkonventionelle Liebesgeschichte in Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Regie führt Maxim Didenko, der nach seiner gefeierten Bühnenadaption von »Ansichten eines Clowns« wieder am NTM inszenieren wird
1942 am Hafen von Lissabon: Von dort starteten die Schiffe in die Freiheit. Hier warteten tausende verzweifelt auf eines der raren Tickets, versuchten ein Visum und Papiere für die Flucht vor dem Faschismus zu ergattern. Am Kai treffen zufällig zwei Männer aufeinander. Der eine will mit seiner Frau nach Amerika fliehen, besitzt aber weder Pässe noch Tickets. Der andere hat beides und will es dem Fremden überlassen – unter der Bedingung, dass dieser sich seine Geschichte anhört, bevor das Schiff im Morgengrauen ausläuft.
Maxim Didenko führt die Zuschauer*innen mit den Figuren in die Nachtclubs und Bars Lissabons, wo Geflüchtete und Gestrandete einer unwahrscheinlichen Zukunft entgegenwarten. Zur Musik all ihrer Herkunftsländer erwacht eine Erzählung zum Leben, die von Liebe und Verrat handelt, von aussichtsloser Hoffnung und unstillbarem Hunger nach Leben. Es ist die Geschichte einer Liebe im Zweiten Weltkrieg, es ist aber auch die Geschichte von Flucht und Vertreibung, die sich bis heute über alle Zeit- und Ortsgrenzen hinweg wiederholt.
R Maxim Didenko | B&K Patricia Talacko | L Nicole Berry | M Louis Lebee | C Sofia Pintzou | D Annabelle Leschke/Franziska Betz
Sa, 28.09.2024, Studio Werkhaus
Der Grund. Eine Verschwindung
von Sokola//Spreter | Uraufführung
Sprache In deutscher Sprache | An ausgewählten Vorstellungsterminen mit deutschprachiger Live-Audiodeskription und vorheriger Bühnentastführung
Ein Alpendorf muss einem Stausee weichen, doch seine Bewohner*innen bleiben. Was für eine Gesellschaft entwickelt sich am Grund? Und was passiert, wenn die Außenwelt zu ihnen vordringt?
Wenn ein Touristenboot über den See fährt, verrät die Oberfläche nicht, was unter ihr liegt: ein versunkenes Dorf. Für den Bau eines Wasserkraftwerks wurde es von Investor*innen geflutet. Seitdem ragt nur noch der Kirchturm aus dem Wasser. Die meisten Anwohner*innen wurden umgesiedelt und entschädigt, doch einige gaben den Protest nicht auf und blieben in ihren Häusern. Gut konserviert und ohne Kontakt zum Rest der Welt gehen sie am Seeboden seit Jahrzehnten ihren Tätigkeiten nach. Bis eines Tages Kräne anrollen, um das Dorf zu heben.
»Der Grund. Eine Verschwindung« wird als Gewinnerstück des Reinhold Otto Mayer Preises 2023 im Studio Werkhaus uraufgeführt. Der Preis wird alle zwei Jahre zur Förderung neuer Projekte in den performativen Künsten von der Reinhold Otto Mayer Stiftung an ein herausragendes Werk verliehen. Prämiert wurde das Autor*innenduo Ivana Sokola und Jona Spreter zusammen mit Regisseur und Musiker Pablo Lawall. Für Ivana Sokola ist es nach »Kill Baby« die zweite Uraufführung am Nationaltheater Mannheim.
EXTRAS
15.09.2024, Altes Kino Franklin
Theaterfest
Den Auftakt zur Spielzeit 24.25 bildet das Theaterfest. Feiern Sie am 15.09.2024 von 13.00 bis 19.00 Uhr gemeinsam mit uns am Alten Kino Franklin und blicken Sie hinter die Kulissen des Nationaltheaters. Entdecken Sie die Geheimnisse der Bühnentechnik in der Theater-Show, drehen Sie eine Runde auf dem Bühnen-Karussell, treffen Sie unsere Ensemblemitglieder bei fantastischen Aufführungen und vieles mehr. Für unsere jungen Besucher*innen gibt es im Klötzchen-Paradies auf dem Vorplatz einiges spielerisch zu erleben. Wir freuen uns auf Sie und Ihre ganze Familie!
Di, 02.07.2024 sowie 10.06.2024, Altes Kino Franklin
Bar-Abend im alten Kino Franklin
Mi, 03.07.2024, Lobby Werkhaus
Hausautor Amir Gudarzi sagt Arrivederci
Lesung und Gespräch
Zum Ausklang seiner Hausautorenschaft lädt Amir Gudarzi zum Gespräch über zentrale Fragen seines Schreibens. Wie lässt sich die Komplexität der Gegenwart literarisch abbilden? Welche politische Funktion hat Dramatik? Wem leiht sie ihre Stimme? Schauspieler*innen des Ensembles lesen aus Gudarzis Texten und der Autor diskutiert literarische Perspektiven jenseits nationalstaatlicher Narrative und eine schriftstellerische Praxis, die Randständiges ins Zentrum stellt und dem Ungehörten eine Stimme gibt.
So, 14.07.2024, Treffpunkt: Vorplatz des Alten Kino Franklin
FreeWalkingTour
Stadtspaziergang
Dauer 2 Std
Mi, 23.07.2024, 20:00 Uhr, Casino Werkhaus
Ins kalte Wasser
Bühne frei für den Theaternachwuchs
It ain’t no lie, »kollektiv krise« sagt bye, bye, bye: Die Regieassistierenden Milica Čortanovački, Francisca Ribeiro und Melanie Schmidt verlassen das NTM. Aber nicht, ohne ein letztes Mal als »kollektiv krise« ins kalte Wasser zu springen. Stellen Sie sich bei diesem dreifachen Abschied zum Spielzeitende zwischen »Es wird feuchtfröhlich« und »Es bleibt kein Auge trocken« am besten einfach auf alles ein.
Mi, 10.07.2024, Altes Kino Franklin
Das Haymatministerium
»Das Ende der Unsichtbarkeit« | Lesung und Gespräch mit Hami Nguyen
Hami Nguyen beleuchtet in ihrem Buch »Das Ende der Unsichtbarkeit« eine Diskriminierungsform, die bisher in Deutschland noch wenig besprochen ist: anti-asiatischer Rassismus. Anhand ihrer eigenen Geschichte und ebenso fundierten Gesellschaftsanalyse erzählt Hami Nguyen von dem Rassismus, den »asiatisch« gelesene Menschen erleben. Es geht unter anderem um den Mythos der »Vorzeigeminderheit«, die Verschränkung mit Klassismus und die historische Kontinuität rassistischer Gewalt gegen Vietnames*innen in Deutschland.
Do, 19.09.2024, 20:00 Uhr, Lobby Werkhaus
Ins kalte Wasser
Bühne frei für den Theaternachwuchs
Im Studio Werkhaus heißt es einmal im Monat: sich von den Stars von morgen überraschen lassen! Hier präsentieren unsere Regie-, Dramaturgie- und Ausstattungsassistierenden erste eigene Arbeiten und nutzen die Bühne als Experimentierfläche zum Ausprobieren, Weiterentwickeln und Neudenken. Bei einem Drink aus dem »Casino« nebenan erleben Sie in dieser Reihe musikalische Abende, ekstatische Performances oder neuinterpretierte Klassiker. Lassen Sie sich überraschen und springen Sie mit »ins kalte Wasser«!
Mo, 30.09.2024
Queer Doc
im Gespräch mit Hausautor*in Leonie Lorena Wyss
Das Format »Queer Doc« (»doc« englische Kurzform für »document« und »doctor«) vereint die Themen, die Leonie Lorena Wyss als Hausautor*in für ein neues Stück über chronische Erkrankung und weibliche gelesene Körper in der Medizin interessieren: Queerness, Medizin und das Schreiben. Im Sinne einer öffentlichen Recherche geht es in Wyss' Gesprächen mit Institutionen und Akteur*innen aus Mannheim sowohl um eine Annäherung an die Gendermedizin, als auch um Einblicke in Wyss’ Schreibprozess.