Schauspiel - Juni 2019
Liebe Theaterfreundinnen und Theaterfreunde,
der Juni wird heiß! Die 20. Internationalen Schillertage versetzen das NTM und die Stadt vom 20. bis 30. Juni in den Ausnahmezustand.
Unter dem Motto »Fieber« zeigen Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und der ganzen Welt ihre Auseinandersetzungen mit Schiller und seinen Ideen. Neben neuen Inszenierungen von Schillers Klassikern beschäftigen sich die Tanzaufführungen, internationalen Theatergastspiele, Stadtraum-Expeditionen, Videoinstallationen, Lesungen, Filmvorführungen und Gespräche mit der Frage, wie Künstler auf unsere überhitzte Gesellschaft reagieren.
Lassen Sie sich vom Festivalfieber anstecken!
20. Internationale Schillertage (20. – 30. Juni 2019)
Programmauswahl
Das vollständige Programm sowie ausführlichere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie im Programmheft der Schillertage und online unter www.schillertage.de
Do, 20. Juni, 18 Uhr – Schauspielhaus
Maria Stuart
Premiere
Die 20. Ausgabe der Internationalen Schillertage eröffnet mit einer Eigenproduktion des Nationaltheaters Mannheim: Die renommierte Regisseurin Claudia Bauer inszeniert Schillers Königinnendrama »Maria Stuart«.
Schillers Drama zeigt die letzten Tage im Leben der Maria Stuart. Noch einmal versuchen gleich mehrere Männer, die schottische Königin zu retten. Drei Tage lang wankt Elisabeth. Wie die Erzfeindin aus dem Weg schaffen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen? Die beiden Frauen behaupten sich in einem von Männern erschaffenen System, indem sie zugleich zum Spielball der Macht werden. Ist »weibliche Politik« nur so denkbar – durch Anpassung an die Regeln des Patriarchats? Claudia Bauers Inszenierung zeigt die beiden Frauen als Akteurinnen und Getriebene zugleich und Schillers Stück als Spiel um die Frage: Was bedeutet es, die Königin zu sein?
Claudia Bauer gehört zu den wichtigsten Regisseurinnen des deutschsprachigen Theaters. In diesem Jahr ist sie bereits zum zweiten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen, das die bemerkenswertesten Theaterarbeiten der zurückliegenden Spielzeit präsentiert.
Fr, 21. Juni, 20 Uhr – Disco Zwei
Tram 83
Premiere
Das »Tram 83« ist ein Club oder besser: ist der Club in »Stadtland«, einer großen Stadt auf dem afrikanischen Kontinent – Nacht für Nacht bevölkert von Grubenarbeitern, abtrünnigen Generälen, Touristen und Geschäftemachern aus China und Europa, Verlierern, Gewinnern, Profiteuren, Diven, Prostituierten, Kellnerinnen oder Geschäftsfrauen. Das »Tram 83« bietet alles: Sex, Bier, Schnaps, Musik und gebratene Hunde. Mittendrin zwei Freunde – oder sind sie eigentlich Brüder? Der eine, Requiem, ist Lebenskünstler und Gangster und der heimliche König des »Tram 83«. Der andere, Lucien, ist Schriftsteller und aus dem Hinterland in den Großstadtmoloch geflüchtet.
Der erste Roman des kongolesischen Autors Fiston Mwanza Mujila erzählt die Geschichte zweier in Hassliebe verbundener Männer und entwirft zugleich das Bild eines modernen Afrikas, in dem sich Menschen aller Nationalitäten zwischen den Ruinen kolonialer Bauten mit Wut ins Leben werfen. Ein literarisches Wimmelbild, mit dem Sound eines Free-Jazz-Konzerts und dem Tempo eines rasenden Zuges. Regisseurin Carina Riedl inszeniert Mwanzas Roman als musikalische Performance in der Mannheimer Disco Zwei.
Nur wenige Aufführungen – lassen Sie sich diese Besonderheit nicht entgehen!
Schiller-Gastspiele
»Don Karlos« Düsseldorfer Schauspielhaus (Sa, 22.6., 19.30 Uhr, Opernhaus)
»Kabale und Liebe« Staatsschauspiel Dresden (So, 23.6., 19.30 Uhr, Schauspielhaus)
»Die Räuber« Schauspiel Köln (Mo, 24.6., 19 Uhr, Opernhaus)
Internationale Gastspiele
Die gefeierte polnische Regisseurin Marta Górnicka verleiht der grassierenden politischen Überhitzung in »Hymne an die Liebe« ästhetisch überzeugend Ausdruck: ein Chortheaterstück über die Verrohung von Sprache in unserer Zeit und deren Folgen. (Fr, 28.6. und Sa 29.6., 19.30 Uhr, Schauspielhaus)
In »TO DA BONE« bringt das französische Kollektiv (LA) HORDE einen viralen Hype auf die große Bühne – junge Tänzer*innen aus ganz Europa strahlen mit ihrem Tanz Jumpstyle, der sich durch das Internet verbreitete, eine fieberhafte Energie aus. (Di, 25.6., 19.30 Uhr, Schauspielhaus)
In ihrem Solo »It’s Going To Get Worse And Worse And Worse, My Friend« übersetzt die belgische Tänzerin und Choreografin Lisbeth Gruwez wahnhaft gesteigerte Sprache in ekstatische Bewegungen (Sa, 29.6., 21 Uhr und So, 30.6., 18 Uhr, Studio Werkhaus)
Schillertage in der Stadt
»Guilty Landscapes«, eine Videoinstallation des niederländischen Künstlers Dries Verhoeven, erinnert uns an die Folgen unserer Lebensweise, denen wir mitunter lieber nicht ins Gesicht blicken würden. (21.-30.6., Mannheimer Abendakademie)
Der internationale Theaterabend »Odisseia« (Fr, 21.6., 19.30 Uhr und Sa, 22.6., 18 Uhr, EinTanzHaus) der brasilianischen Cia. Hiato fragt, basierend auf Homers Odyssee, nach den Erfahrungen von Flucht und den Geschichten der Zurückbleibenden.
Das junge Marburger Kollektiv Studio Beisel entwickelt eine andere Lesart von Schillers »Die Räuber« – als reale Fiktion im Stadtraum, als Start-up-Unternehmen der Brüder Karl und Franz in einem Mannheimer Ladenlokal. (20., 21.-23., 27.-30.6., 17 Uhr, Startpunkt: Firmenstand »Moor&more« in der NTM-Arena)
»Mannheim 2.480 oder die subjektive Sicherheit« startet als Busfahrt am NTM und nimmt die Besucher*innen mit auf die Reise in eine Welt der totalen Kontrolle. Der interaktive Parcours in der Multihalle im Herzogenriedpark untersucht die subjektive Sicherheit in einer Stadt wie Mannheim und wirft einen Blick in die Zukunft des öffentlichen Raums.
Neue Briefe »Über die ästhetische Erziehung des Menschen«
Ein ganz besonderes Projekt sind die Neuen Briefe »Über die ästhetische Erziehung des Menschen«, die das NTM zu den 20. Internationalen Schillertagen 2019 als Buch herausgibt: 27 internationale Autor*innen schreiben Schillers Auseinandersetzung mit der Ästhetik und dem Nutzen der Kunst für unsere Zeit fort. Eine Autorin, ein Autor – ein Brief.
In der Lesung »Immer noch Barbaren?« (Do, 27.6., 20 Uhr, Lobby Werkhaus) mit Karlheinz Lüdeking, Kathrin Röggla, Wolfram Lotz und Mitgliedern des NTM-Schauspielensembles wird das Buch vorgestellt.
NTM-Arena und Schill-Outs
Auf dem Theatervorplatz entsteht als Herz des Festivals die NTM-Arena, die zum Verweilen, zum Austausch, zur Auseinandersetzung und nicht zuletzt zum Feiern einlädt. Ebenso finden in der NTM-Arena täglich um 20 Uhr die beliebten Schill-Outs, das kostenlose Musikprogramm, statt.
Außerdem im Juni im Schauspiel des NTM:
»Wir« – Nach der Premiere am 24. Mai weiter im Repertoire des Studio Werkhaus!
nach dem Roman von Jewgenij Samjatin
Mit: Rocco Brück, Sarah Zastrau
Die ferne Zukunft: D-503 lebt als einer der letzten Menschen im »Einzigen Staat«. Als er der mysteriösen I-330 begegnet, regen sich erste Zweifel am totalitären System. Roscha A. Säidow inszeniert Samjatins frühen Klassiker der Science-Fiction-Literatur.
Do, 6. Juni, 17.30 Uhr – Lobby Werkhaus
Club der unmöglichen Fragen – Gesundheit als gemeinschaftliche Pflicht?
Frauen sind geschlechtsspezifischen Gesundheitsrisiken wie körperlicher und psychischer Gewalt oder der Doppelbelastung ausgesetzt. Welche Schritte können wir dagegen unternehmen? Was können wir gegen Gewalt tun?
Moderation: Inka Bankwitz, Prof. Dr. Wera Hemmerich
Der Club der unmöglichen Fragen geht in eine neue Runde und diskutiert weiterhin die gesellschaftlichen Zustände, die Frauen herausfordern, ihre gesamtgesellschaftliche Positionierung neu auszuhandeln und sich für ihre Belange und Interessen einzusetzen. 2018 erarbeitet die Stadt Mannheim zusammen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern ein Leitbild, das beschreibt, wie Mannheim im Jahr 2030 aussehen soll.
Zahra Deilami und Dr. Eva Eckkrammer moderieren die Diskussionsreihe, die sich diesem Leitbildprozess aus der weiblichen Perspektive nähert und untersucht, inwiefern konkrete Vorschläge und Ideen eingebracht werden können.
Das Amt der Gleichstellungsbeauftragten in Kooperation mit dem Frauen-KulturRat
Mi, 12. Mai, 20 Uhr – Lobby Werkhaus
Maßnahme 42 – Ein interaktiver Theaterparcours
Haben Sie sich auch schon gefragt, wer ein Interesse daran hat, dass es immer nach Schokolade riecht? Wie beeinflusst der Wasserturm unser Zusammenleben? Suchen Sie nach Antworten in dieser komplizierten Welt? Unsere Experten für Verschwörungstheorien geleiten Sie durch einen Theaterparcours mit garantiert therapeutischer Wirkung!
Regie: Leonie Thies
Mit: Sarah Zastrau; Rocco Brück, Samuel Koch