Baustellenführung im alten Spielhaus
Die Freunde und Förderer luden, zusammen mit dem Nationaltheater, am 29. März zu einer Baustellenführung durch das alte Spielhaus ein. 30 TeilnehmerInnen konnten sich unter der fachmännischen Führung des Technischen Betriebsleiters Sanierung, Marcus Augsburger, ein Bild vom derzeitigen Stand der Arbeiten im und am Haus am Goetheplatz machen. Zuerst wurden die Arbeiten im Außenbereich erläutert, wo derzeit Grundbohrungsmaßnahmen stattfinden, die die Begrenzung zur Straße festigen und somit die weiteren unterirdischen Ausbaumaßnahmen möglich machen. Unter dem einstigen Parkplatz vor dem Cafeteria-Vorbau, werden zahlreiche Büro- und Technikräume eingebaut. Dies ist aber nur möglich, wenn die Baugrube zur Straßenseite gefestigt wird. In rund sechs Monaten werden hier nun 148 Pfähle im Erdreich versenkt, die den Bauplatzrand sichern werden.
Die Gruppe blickt nun in das offene Herz der Baustelle: An der Stelle, an der er Orchesterprobenraum nicht nur vergrößert, sondern auch tiefer in die Erde verlegt wird, klafft zur Zeit ein riesiges Loch. Bagger tragen vorsichtig das Erdreich ab, denn es werden noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet, weshalb die Arbeiten hier nur sehr langsam voran gehen können. Einige kleine Funde aus der Kriegszeit hat man auch schon gefunden, aber von ihnen ging keine Gefahr aus.
Augsburger schildert auch die Baumaßnahmen am alten Cafeteria-Bau, der energetisch aufwändig saniert wird. Hier werden, entgegen den Wünschen des Denkmal-, aber im Sinne des Klimaschutzes, neue Scheiben eingebaut, um die Energiekosten zu minimieren. „Bis zum Ukraine-Krieg war das völlig unmöglich, aber dann kam uns auch der Denkmalschutz entgegen und hat diese Sanierung zugelassen“, erklärt Marcus Augsburger.
Der Denkmalschutz ist rund um das Nationaltheater allgegenwärtig. Selbst die alten Betonplatten auf dem Vorplatz aus dem Jahr 1956 wurden konserviert und müssen am Ende wieder eingebaut werden. Fehlende Platten werden in der selben Anmutung aufwändig nachgegossen. Weiter geht die Führung im Innenbereich. Das riesige Foyer ist nahezu völlig entkernt und bietet einen trostlosen Anblick. Die Decke ist demontiert und so fällt der Blick ungehindert auf die alte Betonkonstruktion, die, so Augsburger, enorme Lasten tragen kann. „Last kann das Haus- was es aber nicht kann ist Brandschutz“, so Augsburger weiter. Aus diesem Grund werden große Investitionen in Brandmelde- und Sprinkleranlagen getätigt. Das gesamte Haus wird komplett mit solchen Anlagen versehen, die aber auf die besonderen Anforderungen eines Theaterbetriebs angepasst werden müssen, denn hier steigt ja schon manches Mal gewollt Rauch auf. Es wäre fatal, wenn das gleich eine Wasserfontäne aus der Decke hervorrufen würde.
Das Schauspielhaus wird ebenfalls eine umfangreiche Sanierung erfahren, die auch eine deutliche Verbesserung der akustischen Eigenschaften beinhaltet. War das „Kleine Haus“, wie es zur Eröffnung 1957 noch hieß, zwar eines der modernsten Schauspielhäuser der Nachkriegszeit, in dem man zeitgenössische Inszenierungen mit einer zentralen Bühnenanordnung möglich machen konnte, so ging dies aber zu Lasten der Akustik. Hier wird nun umfangreich nachgebessert.
Im Opernhaus besucht die Gruppe den Bühnenbereich, der gerade entkernt wird. Wieder- und weiterverwendbare Lampen, Motoren und technische Geräte werden ausgebaut und ggf. im OPAL und später im sanierten Haus wieder installiert.
Auch der Rundhorizont bleibt in Gänze erhalten und wird nun vor Beschädigungen durch die Bautätigkeiten konserviert.
Das Drehgestell der alten Drehbühne, die 1957 ebenfalls zum Modernsten gehörte, was technisch in einem Theaterbau umgesetzt wurde, bleibt erhalten und wird saniert. Die Drehbühne wird hingegen erneuert und durch weitere Verstellmöglichkeiten erweitert. Nach der Sanierung wird die Bühne des Opernhauses nicht nur brandschutztechnisch, sondern auch bühnentechnisch auf dem neuesten Stand der Technik sein.
Die Führung durch das entkernte Haus endet in den kleinen Räumen um das Opernhaus herum. „Heute sind Räume mit 9 qm arbeitsschutzrechtlich nicht mehr erlaubt. Daher werden die nichttragdenden Wände entfernt und neue Raumaufteilungen mit Rigipsplatten installiert. Wir sind ja auch ein Gastspielhaus und da mussten wir uns mit unseren Räumlichkeiten und sanitären Anlagen, die tatsächlich vorwiegend aus den 50er Jahren stammten, oftmals schämen,“ erklärt Augsburger abschließend.
Auf die Frage wie denn der Zeitplan aussieht, antwortet Augsburger schelmisch „Der Zeitplan sieht super aus...“.
Bericht und Fotos: Thomas Henne